Distillery 38

Costantino Ciervo, Bernhard Draz, Sven Kalden,
David Krippendorff, Ann Messner, Ivana Spinelli:
Global Fight Club

Aspects of Terror in Contemporary Art

Wenige Monate vor dem zehnten Jahrestag des verheerenden Terroranschlags auf das World Trade Center und andere Orte in den USA am 11. 9. 2001 widmet sich eine Ausstellung (Kunsthaus Meinblau, Berlin, April - Mai 2011) mit Arbeiten von sechs Künstlerinnen und Künstlern verschiedenen Fragen und Phänomenen des Terrorismus.
Zum ersten Mal gab es eine Simultaneität von Tat und weltweiter TV-Rezeption. Die Bildübertragung machte die Menschen in jedem Winkel des Globus zu Zeugen. Die Gewalt des Angriffs und seine Zerstörung fanden ihre Entsprechung in einem medialen Dauerbeschuss der Zuschauer in Fernsehen und Internet und führten dazu, dass sich die zentralen Bilder unauslöschlich in die Gehirne gebrannt haben. Mit Rasanz wurde eine Kriegsmaschinerie gestartet, die seit zehn Jahren Afghanistan fest im Griff hat. Von Frieden ist dort keine Spur. Personen, die kritische Fragen stellten und sich nicht von der propagierten Reaktion »Wir sind jetzt alle Amerikaner« vereinnahmen lassen wollten, wurden gleich in die Ecke der Verschwörungstheoretiker und unter Antiamerikanis- musverdacht gestellt.
Neben den mächtigen Bildern gibt es viele andere Gründe – nicht nur für Künstler, sich mit 9/11 und den Auswirkungen zu befassen. Sven Kalden stellt mit einem großformatigen Modell der vermeintlichen Tora-Bora-Festung die Frage: »Wo versteckt sich Osama bin Laden?«, die ganz am Anfang mal im Vordergrund stand, aber mittlerweile vergessen scheint. Die sagenumwobene Person, die während der Ausstellungsdauer getötet wurde, erschien nur als Schimäre. Der allen internationalen Regeln widersprechende Umgang der USA mit Kriegsgefangenen wird von Ann Messner thematisiert. Costantino Ciervo widmet eine Arbeit dem Portal WikiLeaks, dessen Gründer schon in den Status eines Terroristen gehoben wurde. In einer anderen Arbeit thematisiert er den Konflikt zwischen Israel und Palästinensern, der seit vielen Jahren nicht nur das Verhältnis zwischen arabischen Ländern und dem Westen beeinflusst. David Krippendorff konzentriert die stereotypen sprachlichen Rassismen in einer aggressiven Videoarbeit, während Bernhard Draz die Besucher mit Zitaten zu Terror und Gewalt konfrontiert, ohne sofort die Quellen offenzulegen. Ivana Spinelli überführt in provokanter Weise die Waffe des Terrorismus in grazile Zeichnungen.